Der Gewinner des SUPERSCAPE 2022 ist gekürt

19. Oktober 2022

Superscape, ein Innovationspreis im Feld der Architektur und Stadtentwicklung,

wurde bereits zum fünften Mal ausgelobt. Insgesamt 122 Konzeptskizzen von

Teilnehmer_innen aus 34 Ländern wurden zum diesjährigen Thema „GREEN SHIFT.

Visionen für nachhaltiges Wohnen“ eingereicht. Damit schließt die diesjährige

Ausgabe an den Erfolg der vorherigen Editionen mit großer internationaler Beteiligung

an.

Die Dringlichkeit der allerorts spürbaren Klimakrise ist der Ausgangspunkt eines

breiten Umdenkens, der jeden Lebensbereich und vor allem jeden Wirtschaftszweig

erfasst. Gerade die gebaute Umwelt und allen voran die Bauwirtschaft

kann hier neue Impulse setzen. Frei nach dem Motto „Reduce, Reuse, Recycle“

müssen natürliche Kreisläufe ihren Weg in die Architektur finden und der Lebenszyklus

von Bauwerken aus ökologischer, ökonomischer und sozialer Perspektive

betrachtet werden. In diesem Kontext galt es, innovative Potenziale und Problemlösungen

der Architektur und Stadtplanung auszuloten sowie visionäre Zukunftsblicke

und gestalterische Experimente zu wagen, die auf Herausforderungen des

städtischen Raums im Jahr 2050 eingehen.

Die Jury, bestehend aus Renate Hammer, Maria Vassilakou und Christoph Thun-

Hohenstein, nominierte sechs Konzepte für die Shortlist, die bis Ende August

2022 weiter ausgearbeitet wurden. Im Verlauf des zweiten Jurymeetings Anfang

September wurde das Gewinnerprojekt „The Crafted City“ von Alberto Roncelli

gekürt.

Im Rahmen der Preisverleihung am 17. Oktober 2022 wurde der mit 10.000 Euro

dotierte Preis offiziell übergeben. Die weiteren Teilnehmer_innen der Shortlist

erhielten jeweils eine Aufwandsentschädigung von 2.000 Euro.

Seit der letzten Ausgabe des Superscape wird der Preis als gemeinsames Projekt

des privaten Bauträgers JP Immobilien und des gemeinnützigen Bauträgers WBVGPA

Wohnbauvereinigung für Privatangestellte ausgelobt. Beide entwickeln nicht

nur Wohnflächen, sondern Lebensräume. So ist es ihnen ein Anliegen, soziale, kulturelle

und umweltbezogene Belange als Teil der unternehmerischen Verantwortung

zu unterstützen. Da Architektur und Stadtplanung immer auch in die soziale

Umwelt eingreifen, ist es wichtig, einen Beitrag zu einem nachhaltigen Diskurs im

Spannungsfeld zwischen Architektur, ihren Akteur_innen, Bewohner_innen und

Gestalter_innen zu leisten. Im Vordergrund des Superscape steht damit die Etablierung

einer langfristigen Ideenwerkstatt, die durch visionäre Konzepte Impulse für

heutige und zukünftige Architektur und Stadtentwicklung geben kann.

Bild v.l.n.r.: Michael Gehbauer (WBV-GPA), Preisträger Alberto Roncelli und Nicole Mayer (JP Immobilien)

Superscape 2022 | Jurystatement zum Siegerprojekt

Einstimmig hat sich die Jury für das Projekt The Grafted City: Reclaim the Leftovers

von Alberto Roncelli aus Italien entschieden. Überzeugt hat unter anderem die

Relevanz des Themas, gerade auch für Wien. Hier finden sich ungenutzte, wenig

bespielte Flächen auch in Gemeindebausiedlungen und älteren Genossenschaftssiedlungen.

Roncellis Zugang könnte ein guter Weg sein, um mit kleinen oder

auch größeren Interventionen, ein Bewusstsein für die notwendige Veränderung

zu schaffen. Das Projekt wäre in Wien unmittelbar anwendbar und sehr

notwendig.

Es kann als Wohltat und relevante Gegenposition zu momentanen Entwicklungen

verstanden werden, in Hinblick darauf, wie schnell heute gebaut wird, ohne Rücksicht

auf Leerstand. Es zeigt, dass man auch mit dem Altbestand arbeiten muss.

The Crafted City nimmt besonders Rücksicht auf wichtige Beurteilungskriterien:

ökologische Nachhaltigkeit, die soziokulturelle und gesellschaftliche Relevanz, die

architektonische und städtebauliche Komponente und den Innovationsgehalt.

Zusätzlich bietet das Projekt konsumfreien Raum.

Als einzige kleine Gefahr könnte eine potentielle Übernutzung von ungenutzten

Flächen gesehen werden. Neue Technologien könnten in ein paar Jahren zeigen,

dass man gewisse Flächen noch besser bespielen hätte können. Deshalb wäre zu

überlegen, ob man gewisse Flächen temporär einplant oder gänzlich ausspart.

 

Superscape 2022 | Siegerprojekt

The Crafted City

von Alberto Roncelli

Das Projekt präsentiert eine kritische Lektüre der anonymen Räume der heutigen

Stadt – die Überbleibsel oder leftovers – und untersucht ein Modell der städtischen

Verdichtung, das künftig eine nachhaltige Lebensweise unterstützen soll.

Die Crafted City beschreibt keine neue Stadt, sondern erforscht das Potential einer

bestehenden.

Vor allem erschafft die Crafted City ihre Landschaft durch die Zurückgewinnung

nicht ausreichend genützter Räume und durch die Förderung der Schaffung eines

Netzes von architektonischen Experimenten in Leichtbauweise, um neue Nachhaltigkeitsmodelle

hervorzubringen, zu testen und zu iterieren. Die Stadt der Zukunft,

so wie deren Wirtschaft, kann sich keine ungenutzten Flächen leisten.

Das Projekt ist zweigeteilt:

1. Mapping, die kartographische Zuordnung – Um das Potential der Crafted City zu

veranschaulichen und die Fläche der leftovers aufzuzeigen wurde eine Fallstudie

erstellt. Das analysierte Areal ist Nordvest, eine Gegend im Norden Copenhagens.

Es konnten über 200 ungenutzte Flächen ausgemacht werden und neun davon

konnten als für das Crafted City Projekt nützlich definiert werden.

2. Exploring, das Auskundschaften – Zusätzlich zu diesen ausgewählten leftovers

konnten 16 Projekte erkundet werden. Die Nutzung der Flächen im Sinne einer

nachhaltigen städtebaulichen Entwicklung der nächsten Dekaden lässt sich in vier

Punkte aufteilen: Raum für nicht-menschliche Lebewesen, zur Lebensmittelerzeugung,

für kulturelle Aktivitäten und lokale Communities und als Raum für nachhaltige

Nutzung und Wiederverwendung von Materialien.

 

Superscape 2022 | Zusatzpreis Wien in Kooperation mit der Wirtschaftsagentur Wien

Aus den 17 Einreichungen aus Wien wählte die Jury gemeinsam mit der Wirtschaftsagentur

Wien ein Gewinnerprojekt aus, welchem in Folge ein exklusives

Coaching mit Fokus auf Kreativwirtschaft ermöglicht wird.

 

Greta. Das Grätzlwohnzimmer

von Antonia Karner, Luca Bierkle & Philippe-Maurice Hällmayer

Die Idee dahinter ist, Grenzen des öffentlichen Raumes zu sprengen und ihn um

den Innenbereich zu erweitern. Wie kann das funktionieren? Leerstehende Erdgeschosszonen

umnutzen und die neu gewonnenen Räume in einem partizipativen

und ergebnisoffenen Prozess für die Menschen vor Ort freigeben. GRETA nutzt das

Potenzial von Leerstand und wandelt es mit den Bedürfnissen der

Nutzer_ innen um. Hier wird ganzjährig Raum zurückgegeben, der das Grätzl

belebt und konsumfreie Nutzungen sowie Begegnungen ermöglicht – Öffentlichkeit

wird neu gedacht. Die Wirtschaftsagentur Wien ist eine starke Partnerin der

städtischen Kreativszene unter anderem in den Bereichen Mode, Design, Kunstmarkt,

Gaming, Musik, sowie Architektur und arbeitet mit hochkarätigen

Expert_innen und Trainer_innen zusammen.