KUNST AM BAU: Eröffnung des dritten ZUBER-Projekts „Frauen-Werk-Stadt Floridsdorf“

16. Mai 2024

Am 15. Mai 2023 fand die feierliche Eröffnung des dritten Kunst am Bau-Projekts „ZUBER – Frauen-Werk-Stadt Floridsdorf“ statt. Bezirksvorsteher Georg Papai und WBV-GPA Geschäftsführer Michael Gehbauer nahmen die feierliche Eröffnung vor, die Projektinitiatoren Dominik Nostitz und Jürgen Glück führten durch das Eröffnungsprogramm.

Ein besonderes Programmhöhepunkt der Veranstaltung war das Kindertheater mit dem Titel „Biber bauen Burgen“, präsentiert vom Künstlerinnen-Team Anna Maria Eder und Markus Schramm. Dieses ortsspezifische Kurztheaterstück bot Kindern und Familien die Möglichkeit, das Leben der berühmten Architektin Margarete Schütte-Lihotzky kennenzulernen und selbst aktiv zu werden. Nach der Vorstellung konnten die jungen Besucher malen, zeichnen und eigene Planungen vornehmen, wodurch sie einen neuen und vertiefenden Einblick in den Beruf der Architektin und die Architektur der Wohnhausanlage erhielten.

Ein weiteres Highlight war die Live-Performance der Wiener Musikerin Violetta Parisini, deren Stimme normalerweise aus dem Radio erklingt. Ihr Auftritt berührte die Bewohner*innen und sorgte für eine bewegende Atmosphäre.

Was ist ZUBER?

Das ZUBER-Projekt nimmt die historische Idee des Zubers – eines Badehaus-Utensils aus dem mittelalterlichen Wien – auf und transformiert sie in ein modernes Kommunikationstool für den sozialen Wohnbau. Über QR-Codes an den Hauptwegen und Eingangsbereichen der Wohnanlagen können Bewohnerinnen und Besucherinnen eine speziell kuratierte Playlist mit Interviews, Expertenstimmen und künstlerischen Interpretationen abrufen. So entsteht ein lebendiges, digitales Porträt der Wohnanlage und ihrer Menschen.

Wie funktioniert ZUBER?

Durch das Scannen eines ZUBER-QR-Codes mit dem Smartphone öffnet sich ein Portal zu einer vielseitigen Sammlung authentischer Geschichten. Diese Erzählungen und die dazugehörige Playlist sind speziell auf den jeweiligen Ort abgestimmt und bieten einen tiefen Einblick in die Lebensumgebungen und die Historie der Wohnhausanlagen. Die QR-Codes befinden sich auf eigens erstellten Stelen und Schildern, die an zentralen Punkten der Wohnanlagen platziert sind.

Frauen Werk Stadt Floridsdorf

Die Frauen Werk Stadt Floridsdorf ist ein herausragendes Beispiel für gendergerechtes Wohnen. Diese Wohnhausanlage an der Alten Donau besticht durch ihre durchdachten Lebensräume und die vielfältige Bewohnerstruktur. ZUBER führte zahlreiche Interviews mit den Mieterinnen und tauchte in ihre persönlichen Geschichten ein, was einen tiefen und persönlichen Einblick in den Alltag der Anlage ermöglicht.

Die Frauen-Werk-Stadt ist eine in den Jahren 1995 bis 1997 erbaute Wohnhausanlage im 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf, Donaufelder Straße / Ecke Carmingasse. Sie gilt europaweit als das größte Projekte, das die vielschichtigen Kriterien des frauengerechten Wohn- und Städtebaus thematisiert. Das Projekt fungierte modellhaft als Katalysator der Frauenförderung im Planungsbereich.

Das städtebauliche Leitprojekt von Franziska Ullmann gingen als Sieger aus Gutachterverfahren hervor. Insgesamt wurden 359 Wohnungen geplant, davon entstanden 179 im Auftrag der Stadt Wien (Architektinnen Franziska Ullmann und Liselotte Peretti, dieser Bauteil trägt als Wiener Gemeindebau den Namen Margarete-Schütte-Lihotzky-Hof und 180 Wohnungen der WBV-GPA (Architektinnen Elsa Prochazka, Gisela Podreka). Die Freiraumgestaltung der Anlage erfolgte durch die Landschaftsplanerin Maria Auböck, die Erschließung der Wege in der Anlage konzipierte die Künstlerin Johanna Kandl.
Die Stadtentwicklung war bis dahin von Männern dominiert. Darum sollten die Kriterien des frauengerechten Bauens nicht nur für den Entwurf selbst gelten, sondern beeinflussten bereits die Vorbereitungen und den Wettbewerb maßgeblich. Vorbereitungen und Wettbewerb wurden vom Frauenbüro der Stadt Wien zusammen mit den Ressorts für Stadtplanung, Wohnbau und Frauenfragen geleitet. Bauträger waren die Stadt Wien und die WBV-GPA, die damals als einziger gemeinnütziger Bauträger in Österreich mit Elisabeth Weihsmann unter der Leitung einer Frau stand.

Die Planung der Frauen-Werk-Stadt erfolgte unter besonderer Berücksichtigung der Anforderungen von Haus- und Familienarbeit, einer angstfreien Gestaltung der Innen- und der Außenräume sowie unter Mitbestimmung der Mieter in einem partizipativen Planungsprozess. Die Infrastruktur sollte vielfältige Kommunikationsmöglichkeiten schaffen und damit die Möglichkeit der Eigeninitiative der Mieter sowie der Mieterselbstverwaltung.

ZUBER gibt Einblicke und Perspektiven

Das ZUBER-Projekt in der Frauen Werk Stadt Floridsdorf bietet nicht nur individuelle Interviews und Expertenstimmen, sondern auch musikalische Darbietungen junger Künstlerinnen. Diese vielfältigen Elemente schaffen ein atmosphärisches Gesamtbild und machen das ZUBER zu einem Erlebnisraum und Kommunikationsimpuls für die gesamte Wohnanlage.

Wer mehr über das innovative Projekt ZUBER und die vielfältigen Geschichten der Wiener Wohnhausanlagen erfahren möchte, hat dazu auf der Homepage zuber.wien die Möglichkeit.

Prädikat: sehr sehenswert!


Projektinformationen

  • Adresse: 1210 Wien, Carminweg 6
  • Baustruktur: 180 Wohnungen, 11 Stiegenhäuser
  • Werktitel: Kunst-am-Bau: Zuber.Wien
  • Werktechnik: Internetportal und Schilder mit QR-Code vor Ort
  • Konzept: Jürgen Glück und Dominik Nostitz
  • Realisierungszeitraum: Mai 2023 – September 2023
  • Interviewpartner: Eva Kail, Bernhard Beiwitz, Elsa Prochazka, Gisela Podreka, Johanna Kandl, Heinz Berger, Elisabeth Proyer
  • MusikerInnen: Maria Neckam, Sibylle Neubacher, Violetta Parisini, Eva Neubauer