Frauen-Werk-Stadt: Größter frauengerechter Stadtteil Europas
1210 Wien, Carminweg 6
Die Frauen-Werk-Stadt in Wien-Floridsdorf ist Europas größter von Frauen für Frauen geplanter Stadtteil Europas. Die WBV-GPA setzte mit diesem Projekt in den 1990er Jahren einen Meilenstein im frauengerechten Wohnbau.
Auf einen Blick
- Carmingasse 6, 1210 Wien
- Baujahr 1992-1997
- Architektinnen Franziska Ullmann, Liselotte Peretti, Elsa Prochazka, Gisela Podreka
- 357 Wohnen, davon 177 der Stadt Wien, 180 der WBV-GPA
- Wohnungen zwischen 40 und 48m²
- Fernwärme
- 191 KFZ-Stellplätze, Tiefgarage, autofreie Siedlung
- Direkter Anschluss mit Straßenbahn und Bus
- U1, U6, S-Bahn in der Nähe
- Nahe Alte Donau
- 4 Behindertenwohnungen, 1 betreute WG
- Dachterrassen, Gemeinschaftsgärten
- 600m² Geschäftsfläche: Gastronomie, Kindergarten, Arztpraxis, Polizei
Objektbeschreibung
Die Baubranche ist nach wie vor eine stark männliche Domäne. In der Stadtentwicklung sind Frauen weniger präsent als Männer. Frauen haben eigene Anforderungen an alltagstaugliche Wohnsituationen. Zumeist sind es immer noch sie, die neben dem Job Betreuungstätigkeiten übernehmen. Und sie sind aufgrund ihres geringeren Einkommens am Wohnungsmarkt benachteiligt.
Anfang der 1990er Jahre startete die Stadt Wien gemeinsam mit der WBV-GPA ein Modellprojekt, in dem all das berücksichtigt werden sollte. Aus dem Modellprojekt wurde ein internationales Vorzeigeprojekt, das beispielgebend für den frauengerechten Wohnbau werden sollte: Die Frauen-Werk-Stadt ist bis heute der größte von Frauen für Frauen geplante Stadtteil in Europa.
Architektinnen schreiben Geschichte
Auf einer Fläche von 2,3 Hektar auf der Donaufelder Straße 95-97 in Wien-Floridsdorf errichtete die Stadt Wien gemeinsam mit der WBV-GPA zwischen 1992 und 1997 357 Wohnungen in Geschossbauweise.
Folgende Ziele wurden verfolgt:
- Aufmerksamkeit für weibliche Planerinnen und Architektinnen
- Teilhabe von Frauen an der Stadtentwicklung
- Realisierung einer alltagstauglichen Anlage für Frauen
Im Wettbewerb um das Projekt setzte sich die Architektin Franziska Ullmann durch. Ihr Entwurf überzeugte durch Vielfalt in der Gestaltung der Gebäude und Freiflächen. Gemeinsam mit den Architektinnen Gisela Podreka, Elsa Prochazka, Liselotte Peretti sowie der Landschaftsarchitektin Maria Auböck schrieb sich Franziska Ullmann in die Geschichte der frauengerechten Wohn- und Städteplanung ein. Für begeh- und bespielbare Kunst am Bau sorgt Johanna Kandl mit ihrem bunten „Raumteppich“.
INFO
Als Bauträger für die Frauen-Werk-Stadt wurden die Stadt Wien und die WBV-GPA ausgewählt. Die WBV-GPA war damals der einzige gemeinnützige Träger Österreichs, der von einer Frau geleitet wurde: von Elisabeth Weihsmann.
Wohnen je nach Lebensphase
Die Wohnungen sind bewusst nutzungsneutral gehalten, um so die verschiedenen Formen des (Zusammen)lebens in unterschiedlichen Lebensphasen zu ermöglichen. Eine fixe Einteilung in Wohnzimmer, Schlafzimmer, Kinderzimmer gibt es nicht. Vielmehr legten die Architektinnen in der Planung darauf wert, dass Wohnen, Arbeit, Kinder und Freizeit gut miteinander vereinbart werden können.
Verglaste Eingänge, breite Stiegenhäuser sowie eine helle Tiefgarage verhindern das Entstehen von Angsträumen. Die kollektive Nutzung von Flächen und Räumen wird großgeschrieben; Privatgärten sind klein gehalten. Allgemeine Begegnungsflächen und Wohlfühlzonen unterstützen eine gute Nachbarschaft.
Gelegenheiten für Kommunikation sind ebenso gegeben wie Rückzugsmöglichkeiten. Für Kinder und Jugendliche gibt es altersgerechte Freizeitangebote – von der Spielwiese über die Kletterwand bis zu überdachten Spielloggien.
Die gesamte Siedlung ist autofrei.